Berichte von 03/2016

Ankunft und Autosuche in Quebec

Dienstag, 01.03.2016

Ja Wahnsinn. Wie schnell rennt denn diese Zeit dahin. Grad war noch das Abschiedsfest, Kanada schien eine Ewigkeit entfernt zu sein und zweieinhalb Monate Mexiko lagen vor uns. Und jetzt? Sind wir mitten drin. Bis zu – 25 Grad Celsius. Schnee. Ein Land, das das zweit größte auf der Erde ist und wir wollen es durchqueren. Mindestens ein Mal.
Vom warmen Mexiko aus Cancun sind wir also am 17.2. nach Toronto in Ontario geflogen.

Schon im Hostel beim Packen hieß es auf die Kälte vorbereiten um sich für den hohen Norden zu wappnen.
Während des Fluges wuchs unsere Nervosität doch ein wenig wegen der Einreise in Kanada. Funktioniert alles mit dem Visum? Reicht unsere Versicherung? Hat der Zoll etwas an uns auszusetzen. Und und und. Ich denke zum größten Teil haben wir uns im Vorhinein durch ein paar Trollos aus diversen Facebook Gruppen verunsichern lassen. (Es gab auch viel Nützliches und informatives auf dieser Plattform. Muss hier auch mal gesagt werden) Zurück zur Einreise. Den ersten Schalter konnten wir ohne großen Aufwand passieren und wurden zur Immigration weiter geleitet. Freundlich wie wir sind, betraten wir den großen Raum und nachdem wir aufgerufen wurden, gingen wir lächelnd und motiviert zu dem uns zugewiesenen Schalter. Leider haben es die kanadischen Beamten der Einwanderungsbehörde nicht so sehr mit dem lächeln, was uns gleich mal ein bisschen den Wind aus den Segeln nahm. XD Zu unserer Überraschung wurden dann auch nicht einmal alle Dokumente benötigt die wir davor mühevoll organisierten. Unter anderem einen Tag davor auch noch Saris Mama mitten in der Nacht in die Stadt radelte und einen Kontoauszug der heimischen Bank organisierte. Leider umsonst. Danke Anett. XD Versicherungsnachweis, Brief der Einwanderungsbehörde und unser Reisepass genügten aus, um den doch für unsere Verhältnisse etwas zu ernsten Beamten zufrieden zu stellen. „Just take a seat. I let you know when I´m ready“, waren einige der wenigen Worte aus seinem Mund. Dann setz ma unsa moi do hi...
Eine gefühlte Ewigkeit (ungefähr 5 Minuten später) war`s dann so weit. Er war fertig. Als wär´s die Bestellung beim Mäci, händigte er uns unsere Visas aus und meinte noch, wenn wir Zeit und Lust hätten können wir gleich zwei Schalter weiter unsere Sozialversicherungsnummer beantragen...
Da Wahnsinn. Mir san drin!!!!!!!!!!!! Freude. Ein fast schon eingeschüchtertes Juhu kam uns raus. Gesicht des Beamten. Unverändert. XD


Drauf gschissn. Wir sind auf jeden Fall mega erleichtert und waren unendlich froh dass alles so funktionierte wie es sollte. Die Sozialversicherungsnummer war auch auf 5 Minuten erledigt.
Aus dem Flughafen raus hieß es mittels Bus, U-Bahn und Straßenbahn zu unserem Hotel zu gelangen. Hört sich doch komplizierter an als es ist und nach nur einer Stunde waren wir auch schon angekommen. Außerdem hat uns das ganze 3 Dollar gekostet im Gegensatz zum Taxi mit 60 Dollar. Am Abend gab`s noch ein super gutes pakistanisches Essen vom Imbiss um die Ecke. An unserem ersten Tag in Kanada war shoppen gehen angesagt. Sari brauchte eine richtige Jacke und ich unbedingt Handschuhe. Nebenbei sind wir noch ein bisschen durch Downtown geschlendert.


Abends war schon wieder Rucksäcke packen angesagt, da es am nächsten Tag mittels Greyhound Bus nach Montreal in der Provinz Quebec ging. Quebec deshalb weil wir im vor hinein schon rausgefunden haben, dass es dort viel leichter und vor allem günstiger ist ein Auto zu kaufen, an zu melden und zu versichern. Noch dazu haben wir keinen Wohnsitz im Land und auch keinen kanadischen Führerschein. Die 8 Stunden Busfahrt vergingen doch auch relativ schnell. Neue Stadt. Selbes Spielchen. Aus dem Busbahnhof raus kurzer Spaziergang und im Hotel einchecken.
Am nächsten Tag wieder packen und zu unserem Wohnmobilverleih.

Allgemein ist es billiger ein Camper auszuleihen mit dem auf Autosuche zu gehen und nachts drin schlafen. Theoretisch ganz ok praktisch war es doch alles etwas anders. Man lernt eben nie aus. Nachts war es wirklich schweinekalt und isoliert sind diese Fahrzeuge auch nicht sonderlich. Also Heizung aufdrehen und eventuell ab und an mal den Motor laufen lassen. Wir habens auf jeden Fall überlebt. XD
Nach ein paar kleinen Einkäufen beim IKEA haben wir uns voll und ganz auf die Autosuche konzentriert. Seit Beginn unseres Trips in Mexiko haben wir bereits diverse Verkaufsportale und Internetseiten verfolgt um einen Überblick am Gebrauchtwagenmarkt und Wohnmobilverkauf zu bekommen. Wollen wir jetzt ein komplettes Wohnmobil mit Küche Bad Bett und allem Schnickschnack oder doch eine etwas kleinere Version, die zu vergleichen sind mit den VW Campern. Oooooder möchten wir „nur“ einen Art Lieferwagen und bauen alles selber. Schwierig schwierig... Auf alle Fälle war es nicht einfach. Entweder waren die Autos aus den 80ern, hatten viel zu viel Kilometer am Tacho oder waren viel zu teuer. Einen Mittelweg gab`s irgendwie nicht. Mit einem älteren Camper von Ford haben wir sogar eine Inspektion gemacht. Sari und ich haben uns sofort in das Gefährt verliebt. Es schien alles perfekt zu sein. Bis zur besagten Inspektion. Nach ungefähr einer Stunde haben wir das ganze dann abgebrochen, weil einfach zu viel Schaden, Pfusch an den Bremsen und Verschleiß festgestellt wurde. Es war zwar ziemlich schade, allerdings waren wir beide froh darüber, das Auto nicht einfach so gekauft zu haben.
Nach ein, zwei Tagen ohne weiteren Erfolg haben wir uns dazu entschieden unsere Suche zu erweitern und eine andere Art Fahrzeug zu recherchieren. Wir wollten einen Pickup kaufen und anschließend kommt eine Art Box auf die Ladefläche des Trucks und wäre somit ein optimales Fahrzeug für uns. Auf einer der vielen Internet Verkaufsseiten war schon gleich der richtige gefunden. Ein DODGE RAM. Ein Traum würde in Erfüllung gehen wenn wir tatsächlich diesen kaufen würden.
Kurze Rede: Wir haben uns dann vor Ort beim Händler, bei dem wir eigentlich den Dodge anschauen wollten für einen Chevrolet Express Van entschieden.

Also doch: back to the roots. Sitze raus und umbauen. Wir waren uns beide einig, dass diese Variante die vernünftigste Methode war. 2009er Baujahr. Diente im Autohaus als Shuttlefahrzeug. Gut im Verbrauch. Der einzige negative Punkt war der Kilometerstand. Allerdings ist der bei Fahrzeugen die mit einem Motor dieser Größe ausgestattet sind das geringste Übel. Er war einfach perfekt. Also kamen Yannik (unser Verkäufer) und wir ins Geschäft. Nebenbei gesagt. Der beste, netteste und hilfsbereiteste Autoverkäufer den wir kennen gelernt haben. XD Unser Wohnsitz ist jetzt bei ihm, in Apartment Nr. 1. 😀


Nächster Behördengang: Zulassungsstelle. Vergleichbar mit unseren Stellen. Viel zu viele Leute mit Nummerzettelchen und überarbeitete angestellte die im Akkord einen nach dem anderen ab arbeiten.
Doch wir haben es geschafft!!!!!
Unsere erste gemeinsame Wohnung!!!!! Unsere eigene. Komplett abgezahlt. XD
Jetzt heißt es kreativ werden, im Baumarkt einkaufen und den Innenausbau in die Hand nehmen.

Brett für Brett. Schraube für Schraube. Wir sind zwar keine Handwerker Profis oder haben schon dutzende Fahrzeuge ausgebaut, doch mit dem Ergebnis, dass wir nach zwei Tagen hatten waren wir doch sehr stolz und glücklich den Van unser Heim nennen zu dürfen. Wir lieben es und es ist genau das richtige für uns.
Jetzt kanns endlich los gehen. Nach einer Woche auf ungefähr 10 verschiedenen WALMART Parkplätzen (wegen kostenlosem WLAN) beginnt unser Abenteuer KANADA

Wir hören, lesen oder sehen uns


Bis die Tage Sara und Chris

Der Tank ist voll die Welt ist rund – 4000 km durch den Osten Kanadas

Montag, 14.03.2016

Nachdem wir unser Reisemobil in Quebec fertig gebaut haben gings endlich los. Das Wetter war alles andere als gut also haben wir uns entschieden Quebec Citiy erst einmal den Rücken zu kehren und machten uns Richtung New Bruinswick auf. Leider wurde es die ersten beiden Tage auch nicht besser. Auf den Straßen, (teils Highway, teils Landstraßen) auf den wir unterwegs waren boten oft keine Sicht mehr als 10 Meter dank des Schneesturms und der Wind erschwerte es zusätzlich die Spur zu halten. Doch unser Chevy bewies sich als richtiger Kämpfer und brachte uns sicher an die verschiedenen Ziele.

Einfach ist es nicht nachts einen Platz zum schlafen zu finden. Vorallem bei meterhohen Schneewänden. Ein stilles, gemütliches ja sogar perfektes Plätzchen hätten wir an der Küste des St. Lorenz Stroms gefunden. Nach zweimaligen Wenden, rückwärtsfahren auf einer einspurigen Straße am Abhang. Nachts. Bei selbstverständlichen Schneefall. Ach und Heckantrieb!!! XD Dementsprechend froh waren wir diesen Platz gefunden zu haben. Leider war die Freude nur von kurzer Dauer als nach 20 Minuten der Schneeräumer kam und uns von seinem Wendeplatz vertrieb. Also gings wieder auf die Straße zurück und weiter suchen. Dies war zugleich die kälteste Nacht bisher. Am nächsten Morgen als wir aufwachten waren es -20 Grad und so ziemlich alles von Zahnpasta bis Marmelade war eingefroren. Wir habens überlebt und weiter gings.
Unser erstes Ziel nachdem wir New Bruinswick durchquert haben war Advocate Harbour an der Bay of Fundy in Nova Scotia. Diese Bucht ist dafür bekannt den größten Tidenhub der Welt zu haben mit einem Rekord von 16 Meter Unterschied von Ebbe zu Flut. Im Sommer soll es außerdem ein hervorragender Platz zur Walbeobachtung sein.

Ein traumhaft schöner Punkt war das Cape d`or an dem wir zum ersten mal eine Begegnung mit Anne hatten. Einer Legende nach war Anne die Frau eines Fischers aus Nova Scotia vor ungefähr 200 Jahren. An einem stürmischen Herbstmorgen ist ihr Mann gegen ihren und dem Rat des Dorfes wo sie lebten auf die See gefahren um seiner Arbeit nach zu gehen. Jedoch kam er nie wieder nach Hause. Noch heute wenn es das Wetter und vor allem Anne es zulässt ist sie auf manchen Fotos zu sehen, wo sie auf ihren Geliebten wartet. Erst waren wir der Meinung es sei ein Fleck auf der Linse oder einfach ein Fehler im Bild aber sie hat uns noch länger auf unserer Reise begleitet.

Unser nächstes Ziel war der Taylor Head Provincal Park. Leider war auch dieser Park wie alle anderen geschlossen und nur auf eigene Gefahr zu betreten. Nach einem wunderschönen Marsch, immer der Atlantik Küste entlang gings durch ein kleines Waldstück an einen entlegenen traumhaft schönen Strand.

Im allgemeinen muss man schon sagen, dass Besucher die im Winter bzw außerhalb der Reisesaison ziemlich auf sich alleine gestellt sind. Aktivitäten werden von April bis Oktober angeboten und die unzähligen Nationalparks sind ebenfalls über die Wintermonate geschlossen. Allerdings wie schon erwähnt kann man diese trotzdem begehen und zu Fuß erkunden. Was wir gezwungener maßen auch fast immer machen. Ein rießen Vorteil hat das ganze aber doch. Man ist wirklich mutterseelen allein unterwegs und kann die Orte auf eine ganz besondere Art und Weiße besuchen. Das mit der Tierwelt hält sich auch noch in Grenzen. Elche haben wir schon tausende gesehen. Leider nur auf den unzähligen Warnschildern am Straßenrand. Bären schlafen noch. Und die Wale sind auch in wärmeren Gewässern. Manchmal scheint es doch so als wären wir wirklich die einzigen Deppen die hier unterwegs sind. XD

 

Nächster Stop: Halifax. Immer wieder sind wir positiv überrascht von den öffentlichen Verkehrsanbindungen und deren Preise. Von dem Truckstop an dem wir ein bißchen außerhalb parkten fuhren wir zuerst mit dem Bus und anschließend mit der Fähre nach Downtown. Das ganze für nicht einmal 2 Euro. Dort angekommen erklimmten wir den Citadell Hill mit deren Festung was einen herrlichen Blick über die Stadt bot. Geschichtlich hat die gemütliche Hauptstadt einiges auf zu weisen. Am 14. April 1912 ging ein Notruf im Hafen ein woraufhin drei Schiffe auf direktem Wege zur Unglückstelle der angeblich unsinkbaren Titanic eilten. 1500 Menschen verloren bei dieser Tragödie ihr Leben. Viele der geborgenen Opfer wurden in großer Anteilnahme in Halifax beigesetzt.


Nur kurze Zeit später 1917 kollidierte im Hafen ein mit TNT beladener Dampfer mit einem anderen Schiff. Man spricht von der Halifax Explosion. Die größte durch menschenhand verursachte Explosion vor dem Abwurf der Atombomben auf Japan erschütterte die ganze Stadt und machte den gesamten Norden den Erdboden gleich. Mehr als 1900 Menschen starben, über 9000 wurden verletzt und knapp 6000 Menschen waren obdachlos.
Die beiden Ereignisse werden im Maritime Museum of the Atlantic sehr anschaulich mit vielen Schaustücken, Einzelheiten und Folgen dargestellt.

Trotz der traurigen und doch mitreißenden Geschichten gings für uns weiter. Erst Richtung Süden zum berühmten Leuchtturm von Peggys Cove  

(Anne war auch dabei) und anschließend weiter auf die Prince Edward Insel zu deren Hauptstadt Charlottetown. Von Nova Svotia aus kommt man über die weltgrößte über Eiswasser führende Brücke auf die kleinste Provinz Kanadas. Typisch Nordamerikanisch: Jedes noch so kleine Dorf hat das größte..., die längsten..., den höchsten... und und und. Auf Dauer ziemlich amysant müssen wir beide feststellen.
Zurück zum Prinz Eddi seiner Insel. Es ist fast schon ein bisschen ungewohnt und befremdlich wenn man nur eine halbe Stunde brauchte um die Insel zu überqueren und 2-3 um sie komplett abzufahren. Ein wirklich schöner Ort der uns beiden sehr gefallen hat. Nette Menschen in den Pubs, überschaubare Strecken, geschlossene Parks und wieder keinen Hummer. Immerhin.

Die Anne war auch hier. XD

Nach knappen zwei Wochen und den ersten 4000 km haben wir uns entschieden, wieder den Weg Richtung Westen einzuschlagen. Auf unserem Rückweg wollten wir unbedingt noch ein paar Orte in New Bruinswick besuchen. Wie zum Beispiel die größte Hummer Statue, die größte Axt oder die längste mit Holz überdachte Brücke der Welt. Nein Scherz. All diese „Sehenswürdigkeiten“ waren rein zufällig auf unserem Weg.

Jetzt stehen wir wieder genau auf der Stelle wie vor zwei Wochen auf dem Tim Horton Parkplatz und schreiben in unseren Blog. Unser Auto ist unsere Heimat und wir sind unglaublich Glücklich darin zu leben. Schon fast tägliche kleine Herausforderungen schweissen uns immer mehr zu einem unschlagbaren Team zusammen und wir freuen uns auf die kommende Zeit. Vor allem auf die Plusgrade. ;)

Wir hören uns

Liebe Grüße Sari und Chris

von Anne natürlich auch...