Der Tank ist voll die Welt ist rund – 4000 km durch den Osten Kanadas

Montag, 14.03.2016

Nachdem wir unser Reisemobil in Quebec fertig gebaut haben gings endlich los. Das Wetter war alles andere als gut also haben wir uns entschieden Quebec Citiy erst einmal den Rücken zu kehren und machten uns Richtung New Bruinswick auf. Leider wurde es die ersten beiden Tage auch nicht besser. Auf den Straßen, (teils Highway, teils Landstraßen) auf den wir unterwegs waren boten oft keine Sicht mehr als 10 Meter dank des Schneesturms und der Wind erschwerte es zusätzlich die Spur zu halten. Doch unser Chevy bewies sich als richtiger Kämpfer und brachte uns sicher an die verschiedenen Ziele.

Einfach ist es nicht nachts einen Platz zum schlafen zu finden. Vorallem bei meterhohen Schneewänden. Ein stilles, gemütliches ja sogar perfektes Plätzchen hätten wir an der Küste des St. Lorenz Stroms gefunden. Nach zweimaligen Wenden, rückwärtsfahren auf einer einspurigen Straße am Abhang. Nachts. Bei selbstverständlichen Schneefall. Ach und Heckantrieb!!! XD Dementsprechend froh waren wir diesen Platz gefunden zu haben. Leider war die Freude nur von kurzer Dauer als nach 20 Minuten der Schneeräumer kam und uns von seinem Wendeplatz vertrieb. Also gings wieder auf die Straße zurück und weiter suchen. Dies war zugleich die kälteste Nacht bisher. Am nächsten Morgen als wir aufwachten waren es -20 Grad und so ziemlich alles von Zahnpasta bis Marmelade war eingefroren. Wir habens überlebt und weiter gings.
Unser erstes Ziel nachdem wir New Bruinswick durchquert haben war Advocate Harbour an der Bay of Fundy in Nova Scotia. Diese Bucht ist dafür bekannt den größten Tidenhub der Welt zu haben mit einem Rekord von 16 Meter Unterschied von Ebbe zu Flut. Im Sommer soll es außerdem ein hervorragender Platz zur Walbeobachtung sein.

Ein traumhaft schöner Punkt war das Cape d`or an dem wir zum ersten mal eine Begegnung mit Anne hatten. Einer Legende nach war Anne die Frau eines Fischers aus Nova Scotia vor ungefähr 200 Jahren. An einem stürmischen Herbstmorgen ist ihr Mann gegen ihren und dem Rat des Dorfes wo sie lebten auf die See gefahren um seiner Arbeit nach zu gehen. Jedoch kam er nie wieder nach Hause. Noch heute wenn es das Wetter und vor allem Anne es zulässt ist sie auf manchen Fotos zu sehen, wo sie auf ihren Geliebten wartet. Erst waren wir der Meinung es sei ein Fleck auf der Linse oder einfach ein Fehler im Bild aber sie hat uns noch länger auf unserer Reise begleitet.

Unser nächstes Ziel war der Taylor Head Provincal Park. Leider war auch dieser Park wie alle anderen geschlossen und nur auf eigene Gefahr zu betreten. Nach einem wunderschönen Marsch, immer der Atlantik Küste entlang gings durch ein kleines Waldstück an einen entlegenen traumhaft schönen Strand.

Im allgemeinen muss man schon sagen, dass Besucher die im Winter bzw außerhalb der Reisesaison ziemlich auf sich alleine gestellt sind. Aktivitäten werden von April bis Oktober angeboten und die unzähligen Nationalparks sind ebenfalls über die Wintermonate geschlossen. Allerdings wie schon erwähnt kann man diese trotzdem begehen und zu Fuß erkunden. Was wir gezwungener maßen auch fast immer machen. Ein rießen Vorteil hat das ganze aber doch. Man ist wirklich mutterseelen allein unterwegs und kann die Orte auf eine ganz besondere Art und Weiße besuchen. Das mit der Tierwelt hält sich auch noch in Grenzen. Elche haben wir schon tausende gesehen. Leider nur auf den unzähligen Warnschildern am Straßenrand. Bären schlafen noch. Und die Wale sind auch in wärmeren Gewässern. Manchmal scheint es doch so als wären wir wirklich die einzigen Deppen die hier unterwegs sind. XD

 

Nächster Stop: Halifax. Immer wieder sind wir positiv überrascht von den öffentlichen Verkehrsanbindungen und deren Preise. Von dem Truckstop an dem wir ein bißchen außerhalb parkten fuhren wir zuerst mit dem Bus und anschließend mit der Fähre nach Downtown. Das ganze für nicht einmal 2 Euro. Dort angekommen erklimmten wir den Citadell Hill mit deren Festung was einen herrlichen Blick über die Stadt bot. Geschichtlich hat die gemütliche Hauptstadt einiges auf zu weisen. Am 14. April 1912 ging ein Notruf im Hafen ein woraufhin drei Schiffe auf direktem Wege zur Unglückstelle der angeblich unsinkbaren Titanic eilten. 1500 Menschen verloren bei dieser Tragödie ihr Leben. Viele der geborgenen Opfer wurden in großer Anteilnahme in Halifax beigesetzt.


Nur kurze Zeit später 1917 kollidierte im Hafen ein mit TNT beladener Dampfer mit einem anderen Schiff. Man spricht von der Halifax Explosion. Die größte durch menschenhand verursachte Explosion vor dem Abwurf der Atombomben auf Japan erschütterte die ganze Stadt und machte den gesamten Norden den Erdboden gleich. Mehr als 1900 Menschen starben, über 9000 wurden verletzt und knapp 6000 Menschen waren obdachlos.
Die beiden Ereignisse werden im Maritime Museum of the Atlantic sehr anschaulich mit vielen Schaustücken, Einzelheiten und Folgen dargestellt.

Trotz der traurigen und doch mitreißenden Geschichten gings für uns weiter. Erst Richtung Süden zum berühmten Leuchtturm von Peggys Cove  

(Anne war auch dabei) und anschließend weiter auf die Prince Edward Insel zu deren Hauptstadt Charlottetown. Von Nova Svotia aus kommt man über die weltgrößte über Eiswasser führende Brücke auf die kleinste Provinz Kanadas. Typisch Nordamerikanisch: Jedes noch so kleine Dorf hat das größte..., die längsten..., den höchsten... und und und. Auf Dauer ziemlich amysant müssen wir beide feststellen.
Zurück zum Prinz Eddi seiner Insel. Es ist fast schon ein bisschen ungewohnt und befremdlich wenn man nur eine halbe Stunde brauchte um die Insel zu überqueren und 2-3 um sie komplett abzufahren. Ein wirklich schöner Ort der uns beiden sehr gefallen hat. Nette Menschen in den Pubs, überschaubare Strecken, geschlossene Parks und wieder keinen Hummer. Immerhin.

Die Anne war auch hier. XD

Nach knappen zwei Wochen und den ersten 4000 km haben wir uns entschieden, wieder den Weg Richtung Westen einzuschlagen. Auf unserem Rückweg wollten wir unbedingt noch ein paar Orte in New Bruinswick besuchen. Wie zum Beispiel die größte Hummer Statue, die größte Axt oder die längste mit Holz überdachte Brücke der Welt. Nein Scherz. All diese „Sehenswürdigkeiten“ waren rein zufällig auf unserem Weg.

Jetzt stehen wir wieder genau auf der Stelle wie vor zwei Wochen auf dem Tim Horton Parkplatz und schreiben in unseren Blog. Unser Auto ist unsere Heimat und wir sind unglaublich Glücklich darin zu leben. Schon fast tägliche kleine Herausforderungen schweissen uns immer mehr zu einem unschlagbaren Team zusammen und wir freuen uns auf die kommende Zeit. Vor allem auf die Plusgrade. ;)

Wir hören uns

Liebe Grüße Sari und Chris

von Anne natürlich auch...