Berichte von 03/2017

Der östlichste Punkt

Mittwoch, 15.03.2017

In Bali angekommen erwartete uns wieder eine völlig neue Welt. Kultur, Land, Leute und vor allem die Religion sind etwas Einzigartiges im sonst stark islamistisch geprägten Indonesien. Da wir spät abends ankamen waren natürlich alle Pendelbusse die in die Stadt gingen schon weg. Not gedrungen mussten wir eins der völlig überteuerten Taxis nehmen um unsere Unterkunft zu erreichen.

Der Plan war es, nur eine Nacht in Denpasar, der Hauptstadt Balis zu verbringen um am nächsten Tag weiter Richtung Osten, an die etwas ruhigeren Strände zu fahren. Wir haben uns dort ein mittelklassiges Hotel ausgesucht mit Pool, sehr feinem Essen und Lage direkt am Strand. Leider muss man auch dazu sagen, dass das Meer um Bali sehr stark verschmutzt ist. Teilweise musste man erst einmal durch einen mehrere Meter dicken, auf der Wasseroberfläche schwimmenden Müllring schwimmen um in sauberere Gewässer zu kommen. Wir haben uns sagen lassen, dass das nicht zu allen Jahreszeiten so sei, was mich aber wiederum nicht wirklich tröstete.

In den ersten Tagen auf der Insel haben wir uns wieder einen Roller geliehen und damit die Straßen noch etwas unsicherer gemacht, als sie ohnehin schon waren. Allerdings sind wir ja mittlerweile durch diverse andere ostasiatische Länder schon relativ kampferprobt gewesen. Ach ja. Zur Abwechslung hatten wir auf Bali wieder Rechtsverkehr. Wir machten also einige Ausflüge auf unserem günstigen Scooter und erkundeten so einige schöne Plätzchen.

Schon bevor wir auf Bali ankamen, hatten wir bereits Tipps bekommen und gelesen, eine der Drei Gili Inseln aufzusuchen. Gesagt, getan. Wir haben uns am örtlichen Hafen erkundigt und uns zwei Oneway Tickets auf die kleine Insel Gili Air besorgt. Mit all unserem Pack sind wir mittels Speedboot auf die gerade mal 173 Hektar große Insel gebracht worden. Wir haben uns dieses Mal bewusst für ein europäisch geführtes Hotel entschieden um einen gewissen Standard zu bekommen, was eigentlich selbstverständlich wäre. Zumindest in meinen Augen. Also kamen wir in einen kleinen Bungalow mit sauberen Bettlaken, keinen miefigen Geruch im Zimmer und vor allem mit Klimaanlage. Ich weiß. Hört sich teilweise ein wenig verwöhnt an, aber nach den Reisen und Zimmern in den letzten Wochen, war das hier Erholung pur. Die Insel Gili Air ist ein Traum. Überall Sandstraßen. Verbrennungsmotoren sind hier verboten. Große Frachten oder Touristen werden mit Kutschen transportiert, die von Eseln gezogen werden und der Sonnenuntergang auf der Westseite mit Blick auf den imposanten Vulkan auf Bali ist einzigartig. Ich könnte jetzt noch ewig so weiter machen.

Ein Highlight auf Air waren unsere Tauchgänge, wo wir wieder viele besondere Meeresbewohner in ihrem natürlichen Umfeld beobachten konnten. Ich komm leider aber auch nicht drum herum zu erwähnen, dass auch hier der Müll ein sehr großes Problem ist. Durch den Massentourismus, den es erst seit einigen Jahren gibt sind die örtlichen Abfallunternehmen deutlich und vor allem sichtlich überfordert. Anstatt nur zu schimpfen haben wir uns unter anderem dazu entschieden, einen sogenannten „dive against debris“ Tauchgang zu machen, bei dem man während des tauchen so viel Plastikmüll wie möglich in einen ausgehändigten Reisbeutel sammelt. Eine klasse Aktion, die jede Tauchbasis auf den drei kleinen Gili Inseln anbietet.

Insgesamt waren wir zehn Nächte auf dem kleinen Eiland und konnten mal so richtig entspannen. Quasi Urlaub vom Urlaub machen. Danach ging es wieder mit dem Speedboot auf Bali zurück, dort angekommen nahmen wir unseren schon vorher bestellten Shuttlebus und fuhren in das Zentrum der Insel, nach Ubud. Die kleine Stadt, ungefähr 30 Kilometer nordöstlich von Denpasar gilt als kulturelles Zentrum, mit zahllosen Künstlern, Boutiquen und Geschäften. Naja. Ein Tourieloch hald. Wir ließen uns nicht beirren und machten das Beste daraus. Geografisch gesehen hatten wir einen super Ausgangspunkt, um in allen Himmelsrichtungen die Insel mit unserem Roller zu erkunden. In Ubud selber schlenderten wir einige male durch die Einkaufsstraßen und konnten im Nachhinein doch noch ein paar kleine Besonderheiten für uns entdecken. Des Weiteren war der groß angelegte Affentempel, mit seinen über 600 Tieren, wirklich ein toller Ausflug, den wir tatsächlich noch ein zweites mal besuchten. Auf und um Bali hatten wir eine sehr schöne Zeit. Viele positive, aber auch einige negative Erlebnisse, die uns zum Nachdenken angeregt haben, gerade die Problematik mit dem Müll. Nichts desto trotz würden wir diese schöne Insel und die Gillis jeder Zeit wieder besuchen um dort Urlaub machen.

Down Under, unser nordöstlichster Punkt auf unserer Reise ist erreicht. Was wir zu diesem Zeitpunkt unserer Ankunft noch nicht wussten, ist, dass wir schon in drei Wochen wieder nach Hause fliegen. Deutschland. Bayern. Straubing.

Nach einem etwas unbequemen und längeren Flug sind wir also endlich in Brisbane angekommen. Allerdings mussten wir uns erst um ein bisschen Geld kümmern, da die Balinesen unsere Kreditkarte gehackt haben und uns nach Abreise noch mehrere kleine Geldbeträge abbuchten. Zum Glück haben wir alles wieder von unserer Bank zurück erstattet bekommen.

In Brisbane selber, machten wir uns mittels Taxi auf den Weg zu unseren Vermieter von Wohnmobilen. Nachdem der ganze Papierkram erledigt war konnte es endlich losgehen. Zur Abwechslung wieder mal im Linksverkehr. Als erstes deckten wir uns mit etwas Proviant in einem der hiesigen Supermärkte ein und mussten gleich zu Beginn unserer Reise feststellen, dass es wohl ziemlich teuer werden wird. Wir waren ja schon einiges an hohen Preisen für Lebensmittel gewohnt, aber im Vergleich zu allen anderen Orten, an denen wir waren ist Australien schon ein ziemlich teures Pflaster. Wir hatten uns wieder diverse Apps für die Handys herunter geladen und im Vorfeld die Gegend um Brisbane nach Campingplätzen ausgekundschaftet. Da wir schon einige Zeit auf den Beinen, bzw. in der Luft waren haben wir uns dazu entschieden am ersten Tag gar nicht mehr so weit zu fahren. In Beachmere angekommen machten wir unseren Camper bettfertig und fielen schon nach wenigen Minuten in tiefen, wohlverdienten Schlaf. Wir blieben 3 Nächte und erkundeten unter Tags die Gegend mit dem nicht so schön an zu schauenden Mitsubishi Van, der uns aber ehrlich gesagt nach einiger Zeit doch ganz schön ans Herz gewachsen ist. Irgendwie wussten wir auch nicht so recht wo es uns hintrieb. Etwas weiter im Norden wäre die berühmte Frasier Island oder noch weiter oben das Great Barier Reef.

Allerdings wollten wir unsere Zeit mehr mit den Stränden und der Natur genießen, als tagelang auf der Straße zu verbringen. Wir besorgten uns also ein Surfbrett und verbrachten fast jeden Tag an einem der unzähligen Traumstrände immer in der Nähe von Städten mit den Namen Sunshine, Gold Coast oder Surfers Paradise. Im Nachhinein waren es für uns sogar einige der schönsten Strände, die wir auf unserer Reise gesehen haben. Die Australier präsentierten sich uns gegenüber von ihrer feinsten Seite. Jeden, den wir getroffen haben, hat es ehrlich interessiert, was wir so treiben und wo wir noch hin wollen. Ganz im Gegenteil zu den Nordamerikanern, die immer ein gewisses falsches Interesse und Übertriebenheit an den Tag bringen.

Auf unseren Trips entlang der Ostküste kamen wir nicht drüber hinweg den Zoo des legendären Steve Irwin, auch bekannt als Crocodile Hunter, zu besuchen. Bekannt dafür wilden, verletzten Tieren zu helfen und sie nach der Genesung wieder in die Freiheit zu entlassen, ist dieser Tierpark einer der angesehensten und beliebtesten der Welt. Gegründet wurde der Park bereits 1970 von Steves Eltern und von diesen übernahm er die Führung 1991. Seit dem wurde er stetig ausgebaut und immer größer. Verletzte Tiere werden von ganz Australien in das parkeigene Krankenhaus zur Behandlung und Wiederauswilderung gebracht. Im sogenannten Crocoseum, wo es Platz für 5000 Besucher gibt, finden täglich spektakuläre Shows mit Krokodilen, Tigern und Vögel statt.

In genau diesem Stadion änderten sich unsere Pläne schlagartig. Während der Wartezeit auf die Vorführung hatte ich seit längerem wieder mein WLAN am Handy aktiviert und konnte einige Nachrichten abrufen. Unter anderem vom Tausche. Gleich mehrmals hatte er mich versucht telefonisch zu erreichen. Und bestimmt fünfmal hat er geschrieben, ich solle mich sofort melden. Eine der Nachrichten lautete: „ Wann kannst du daheim sein? Die BMW braucht Leute!!!“ Ich zeigte Sara die Nachrichten und erzählte ihr was der Michael geschrieben hat und wir schauten uns beide erst einmal verdutzt an. Kurz zusammengefasst: Eine bereits genommene Bewerberin, brachte sich ungünstiger Weise kurz vor der Einstellung in gewisse Umstände und von daher brauchte der Gesundheitsdienst der BMW in Dingolfing bereits am ersten Mai jemand anderen, der die Stelle besetzt.

Ich glaube den restlichen Aufenthalt im Park haben Sara und ich nur noch über sämtliche Szenarien geredet, was wir denn tun sollen und vor allem ob das alles so schnell klappt. Geplant wäre gewesen, dass wir Ende März weiter nach Neuseeland fliegen und dort nochmal ein Work and Travel Jahr machen, aber wie wir ja schon etliche Male festgestellt haben, kommt es sowieso immer anders als man denkt.

Am Abend, zurück auf der Straße Richtung Süden, haben wir nochmals auf einem Mc Donalds Parkplatz gehalten um uns dort erneut ins WLAN Netz einzuloggen. Und plötzlich hatte ich in einem Maci am anderen Ende der Welt eine Art Bewerbungsgespräch mit dem Leiter des Gesundheitsdienstes der BMW in Dingolfing. Verrückt. Dann ging alles ziemlich schnell. Innerhalb einer Stunde hatten wir sämtliche gebuchten Sachen geändert oder storniert und uns den besten und günstigsten Flug nach München am 31. März heraus gesucht. Was Flexibilität angeht macht uns da keiner so schnell was vor.

Wir hatten also noch zwei Wochen Zeit. Zwei Wochen und das Ende unseres Trips steht bevor. Wird alles klappen? Kann Sara schnell genug in Ihre Arbeit zurück? Wird mich mein aktueller Arbeitgeber frühzeitig kündigen lassen um eine neue Stelle anzufangen? Wir hatten uns einige Abende die Köpfe zerbrochen. Und vor allem das wichtigste: Wie wird es uns zu Hause ergehen? Im „normalen“ Alltag. Uns wurde so einiges prophezeit und negatives erzählt, wie es anderen erging, nach so langer Zeit wieder Fuß zu fassen. Hilft alles grübeln, nachdenken und spekulieren nichts. Wir genießen die Zeit und gut ist es.

Wir machten uns also weiter auf, Richtung Süden, zu unserem finalen Endziel von 16 Monaten Reisen. Und was kann es da besseres geben als eine der schönsten Städte der Welt: Sydney.

Wir haben uns einen kleinen gemütlichen Campingplatz in einem Randbezirk ausgesucht, von dem aus man ohne Probleme und kostengünstig mit Bus und Fähre direkt nach Downtown pendeln kann. Die Stadt selber haben wir wieder auf unsere eigene Art und Weise erkundigt. Kilometer weit gelaufen, die wichtigsten Punkte heraus gesucht und am Rande des Großstadtlebens etwas teil genommen. Ein letzter Abend an der Oper von Sydney. Wein, Fish n´Chips und meine Sari. Was braucht man mehr.

Dann war es vorbei. 16 Monate absolute Freiheit. Doch ein neuer Lebensabschnitt beginnt und neue Aufgaben erwarten uns.

Das Leben ist schön.

Sara + Chris