Spontan zum Big Apple

Sonntag, 03.04.2016

Wieder einmal war das Wetter in Quebec alles andere als schön. Nur war es dieses mal kein Schneesturm sondern ein Regenschauer. Aber was soll´s. Als erstes, um dem Regen aus dem Weg zu gehen haben wir uns das Aquarium du Quebec angeschaut, was den Vormittag ausfüllte. Danach ging es in die so viel umworbene Innenstadt. Die alte Oberstadt mitten im Zentrum mit seinen vielen kleinen Gässchen, europäischen Gebäuden und Baustilen war ziemlich schnell erkundet. Mit erst 400 Jahren ist Quebec eine der ältesten Städte wenn nicht sogar die Älteste in Nordamerika. 1535 hat der französische Entdecker Jaques Cartier im Rahmen einer Reise, genau an der Stelle wo sich heute Quebec befindet, ein Huronen Dorf gefunden mit dem Namen Stadacona. Als die Huronen ihm den Weg in ihr Dorf wiesen, was auf deren Sprache so viel heißt wie Kanata und er dachte das ist der Name der Siedlung war es um den Namen des neuen Landes schon geschehen. Das zweitgrößte Land der Erde hat somit seinen Namen einer Verwechslung zu verdanken. 1608 war es sein französischer Entdeckerkollege und Forscher Samuel de Champlain, der an diesem viel umkämpften Ort die erste Stadt Nordamerikas namens Kebec gründete.


Nächster Stop: Ottawa, Hauptstadt Kanadas. Erste Amtshandlung in der Regierungsstadt: Wäsche waschen. XD Da es wieder ein ziemlich verregneter Tag war hat uns das auch nicht besonders gestört. Am Abend wurden am Walmart Parkplatz noch die Pläne für den nächsten Tag geschmiedet. Der zentral gelegene Markt, die gigantischen Regierungsgebäude, Aussichtspunkte und Downtown waren relativ schnell erkundet und wir konnten uns den wichtigen Dingen widmen. Den Pubs und dem ziemlich teuren Bier. Schließlich war St. Patricks Day und dieser will auch ordentlich gefeiert werden. Wie es so ist bei ein paar Bierchen kommt man oft auf die besten Ideen und wir entschieden uns am nächsten Tag die Reise fort zu setzen. Dieses mal nicht wie gewohnt Richtung Westen sondern in den Süden. Zwischen uns und New York lagen 700 km und wir beide hätten es sehr bereut diese einmalige Metropole auszulassen. Außerdem hat es dort knappe 20 Grad mehr. Also... Auf zum Big Apple.


Die Einreise nach USA war anders als erwartet relativ stressfrei. Wir mussten unsere Tomaten, die sündhaft teuren, gerade in Kanada gekauften Paprika abgeben, bekamen ein Visum in den Pass geheftet und durften unsere Reise fortsetzen. Abends angekommen, suchten wir uns ein geeignetes Plätzchen zum schlafen in der Nachbarstadt Jersey und bestaunten von unserem Auto aus die taghell leuchtende Skyline Manhattans. Am nächsten Tag ist es dann ein wenig abenteuerlich gewesen. Aus Nahverkehrstechnischen Gründen wechselten wir am Morgen auf die andere Seite von Manhattan, nach Queens. Wann kommt man schon mal in den Genuss mit seinem eigenen Auto durch die gigantischen Hochhaus Schluchten der Insel zu fahren und ins schwitzen zu kommen, wenn die irren Taxifahrer an einem vorbei schießen. Es ist ja nicht so als hätten wir noch zwei, drei Ersatzautos. Nach ungefähr einer Stunde und dutzenden Hupkonzerten war ein passender Ort zum parken und übernachten gefunden.


Auf geht’s ins Zentrum. War der Plan. Theoretisch. XD Wir gingen los in Richtung Bushaltestelle. Ein Problem war, dass wir die Metrokarte noch nicht hatten, mit der man in den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren kann. Im Bus konnte man nur passend und mit Kleingeld bezahlen (hatten wir noch nicht) sofern wir das von dem kleinen grantigen chinesischen Busfahrer richtig verstanden haben. Walk through. It`s ok!!! War allerdings deutlich zu verstehen. Endlich an der U Bahn Station angekommen fanden wir gleich den Automaten der die richtigen Karten für uns verkauft. Die erste Karte war gleich gekauft. Zweite Karte bezahlt. Automat sagt: Out of Order. Problem war die 20 Dollar die er geschluckt hat kamen auch nicht mehr herraus. Top. Dann probieren wir es eben bei dem Kollegen daneben. Der wiederum hat gemeint er muss uns unser Geld auch klauen, was er aber nach ein paar ruhigen überzeugenden bayerischen Worten wieder hergab. Im zweiten Anlauf war er kooperativ und gab uns die gewünschte Fahrkarte. Geschafft. Jetzt kann es losgehen hab ich mir gedacht. Ich bin durch die linke Drehtüre gegangen und Sari versuchte die rechte. War nur leider nicht erfolgreich. Ein zweites und drittes mal ging es auch nicht. Also bin ich wieder raus. Jetzt haben die Karten so eine schlaue Funktion, dass man sie nach Gebrauch eine Zeit lang nicht mehr benutzen kann. Also war es erst mal Zeit wieder aus der U Bahn Station zu gehen und ein Sandwich und eine Zigarette zur Beruhigung zu genießen. XD Zweiter Anlauf 15 Minuten später. Dieses mal war Sari vor mir. Sie probierte es. Geht nicht!!! Nochmal. Geht wieder nicht!!! Ich zieh meine Karte durch und sie funktioniert. Also schnell durch das Tor. Es war ziemlich eng zu zweit aber drinnen ist drinnen. Auf nach Manhattan!!!! Die restlichen male funktionierten beide Karten ohne Probleme. Das kaufen des Metro Pass hab ich in New York definitiv anders in Erinnerung, allerdings bleibt es auf diese Art länger im Gedächtnis. XD


Zur Stadt selber. Was soll man da noch sagen... Gigantisch, unglaublich, riesig, verrückt... Ich glaub da könnte ich ewig so weiter machen. Wir haben unsere Tage damit verbracht die für uns schönsten, besten und wichtigsten Bauwerke und Orte zu besuchen. Das WTC one mit den beiden Brunnen zum Gedenken an die Opfer des 11. September muss ich allerdings herausheben. Ich war selten an einem Ort, der mich emotional so mitgerissen hat wie die beiden Brunnen, die an genau derselben Stelle sind wie noch 2001 die Twin Towers standen. Am Rand der Bauwerke sind die Namen der getöteten eingraviert und an deren Geburtstagen wird eine Rose hinein gesteckt. Auf dem neuen Turm hat man eine gigantische Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Ein perfekter Abschluss für die Stadt die niemals schläft.


Auf dem Weg zu den Niagara Fällen war noch ein Stop in einem Outlet Shopping Center angesagt. 7 Stunden später war ich sehr zufrieden mit meiner Ausbeute. Sari hat sich gezwungener maßen zwecks mangelnder Auswahl an Klamotten etwas mehr zurück gehalten. Es ist auch wirklich schwierig bei mehr als 100 Geschäften das richtige zu finden. XD


Ein Highlight folgt dem anderen. (Vielleicht rast die Zeit deswegen so) Die Niagara Fälle. Mehr als eine Millionen Badewannen voll Wasser stürzen pro Sekunde hier ab. Die Gischt spritzt hunderte von Metern hoch und die Besucherströme reißen das ganze Jahr nicht ab. Kaum zu glauben, dass es ein paar verrückte gab und gibt die sich in Kupfernen Kugeln die Wasserfälle hinunter stürzen. 1960 überlebte sogar ein 7 jähriger Junge den Sturz über die Fälle, der im Oberlauf über Bord eines Bootes fiel und unten wieder ohne sich einen einzigen Knochen gebrochen zu haben herausgefischt wurde. An sich ist der Ort Niagara ein Loch von Spielecasinos, Restaurants, Kinos und zahlreichen anderen touristischen Verlockungen. Also hieß es für uns wieder die Pferde zu satteln und um den Lake Ontario nach Toronto zu fahren.


Wie es der Zufall so will machte genau zu dieser Zeit die Eishockey Mannschaft aus Pillnach einen Zwischenstop in Toronto auf ihrer großen zweiwöchigen Kanada Eishockey Tour. Bei einem feuchtfröhlichen Abend im Gretzkys, wurde noch versucht bei den Gegnern des Spiels am nächsten Tag, eine Ausrüstung für mich aufzutreiben. Leider ohne Erfolg. Mein Kopf und Magen waren jedoch recht froh, dass ich ihnen diese Strapazen erspart habe. XD Am letzten Tag in Toronto stand noch ein Besuch in der legendären Hockey Hall of Fame. Die größte Sammlung an Erinnerungsstücken, alten Ausrüstungsstücken, Trikots legendärer Spieler und natürlich der Stanley Cup waren wieder mal eine einmalige Sache.


Ich weiß nicht so recht ob uns nun die Temperaturen egal sind, nerven oder wir einfach glücklich sein sollen auf dem wahrscheinlich besten Trip unseres Lebens zu sein. Allerdings ist es auf Dauer schon ein bisschen anstrengend immer mit Jogginganzug, Schlafsack und dicker Decke zu schlafen. Da es im Westen etwas wärmer sein soll machen wir uns auf den Weg und nähern uns den wärmeren Temperaturen in British Columbia. Hauptziel Vancouver. Momentan haben wir auf unserem Tachometer 9500 km stehen und finden, dass das fürs erste Monat ziemlich ordentlich ist. Ontario hat sich noch ziemlich lange gezogen mit einer wunderschönen bergigen Landschaft, einsamen Straßen und unendlich scheinenden Seen. Wie zum Beispiel der Lake Superior, der der größte Süßwassersee der Welt ist. Manitoba hingegen war wieder komplett anders. Weite Ebenen, Steppen und schon fast Wildwestcharakter über hunderte von Kilometer. Im Augenblick sind wir in der nächsten Provinz namens Saskatchewan auf dem Weg in deren Hauptstadt Saskatoon. Lustige Namen. Lustige Reise.


Am kommenden Donnerstag sind wir 4 Monate unterwegs. 4 Monate ununterbrochen beieinander. 4 Monate lernen wir uns von allen Seiten kennen. Seit über einem Monat sind wir auf engstem Raum zusammen. Und wir lieben uns noch genau so, wenn nicht sogar noch mehr wie am Anfang.

„I glaub des basst scho“ dad mei Bab da sang. XD

Ganz liebe Grüße Sari + Chris


P.S.: Elche haben wir immer noch keine gesehen!!!...