Endspurt Richtung Westen

Samstag, 30.04.2016

Immer Richtung Westen war die Divise und unsere Hauptrichtung. Ein Zwischenziel sollte Edmonton mit seiner einzigartigen Mall und dem etwas außerhalb gelegenen Elk Island National Park sein. In dem Park, der übrigens der einzig komplett eingezäunte in Kanada ist und angeblich die zweitgrößte Huftieransammlung der Welt bot, nach der Serengeti, fuhren wir als erstes eigentlich recht zufällig nach der Suche eines schönen Plätzchens für die Pause hinein. Nachdem wir die nördliche Hälfte am ersten Tag hauptsächlich mit dem Auto erkundeten und sofort von den Tieren, frei herumlaufende Bisons, und der Schönheit des Parks begeistert waren, hatten wir uns schnell dazu entschieden, am nächsten Tag die südliche Hälfte zu erkunden. Der 16 km lange Trail schien uns einiges zu bieten. Erstens war es mal wieder eine Herausforderung sich nach so langer Zeit zu bewegen (außerhalb unseres Autos) und zum zweiten hatten uns ein paar locals von Sichtungen einiger interessanter Tiere berichtet. Darunter Elche mit ihren Kälbern, Bären und zwei Wolfsrudel. XD Nein kein Witz. Elche. ;) Ein mulmiges Gefühl war es schon ein bisschen als wir uns auf den Weg machten und immer weiter in den Wald vordrangen. Anfangs vermuteten wir hinter jedem knistern im Gehölz den Bären, die Elch Mama oder auch das böse Menschenfressende Wolfsrudel. Scheiss Filme und Fantasie haben wir uns gedacht und uns einfach mit ein paar Gesprächen und ein zwei Pausen abgelenkt. Grundsätzlich ist es ja auch wahrscheinlicher in Berlin von einer Wildsau angegriffen zu werden als hier einem wilden bzw. aggressiven Tier zu begegnen. Und so war es auch. Nach den 16 km und knappen 6 Stunden war es dann auch geschafft. Zurück am Auto. Ich war total hinüber und Sari überraschend munter. Der Park und der Trail waren atemberaubend. Die Tierchen. Denen waren wir wahrscheinlich einfach zu laut.


Edmonton selber soll angeblich ein ziemliches Drogenloch sein was man von anderen Reisenden so hört. Shopping in der Stadt und vor allem die West Edmonton Mall seien das einzig interessante. Und was soll ich sagen. Die spinnen. Eine Mall wie diese, gibt es glaub ich tatsächlich nur einmal auf der Welt. Es hat einen großen Vergnügungspark, mit Achterbahnen, Simulatoren und diversen anderen Fahrgeschäften. Separat noch ein extra „Land“ für die Kids in dem dann nochmal alles in Mini Ausführung steht. Auf der Eisfläche in der Mitte der Mall kann man paar Runden drehen wenn Frau grad mal nicht das passende Stück findet. In dem eigebauten Riff werden täglich mehrere Shows mit Seelöwen, Robben und Piraten aufgeführt. Wir haben uns für den gigantischen Wasserpark mit seinen bestimmt 20 Rutschen und Riesenwellenbecken entschieden wo wir mehr als die Hälfte des Tages verbrachten. Ach ja. Und es gibt noch ca. 800 Geschäfte in der Mall wo bestimmt jeder was für sich findet. Wahrscheinlich kann man in dem Teil auch eine Woche verbringen und entdeckt immer wieder was. Wir allerdings haben uns entschieden weiter zu fahren. Auf alt bekanntem Kurs. Nächster Stopp: Jasper National Park.
Schon von weitem waren die Rockys auf dem Trans Canadian Highway zu sehen. Eine wirkliche Schönheit der Natur. Erste Anlaufstelle sollten die Myttie Hot Springs sein. Geöffnet Mai bis Oktober... Naja. Des kenn ma ja scho. Also ging es weiter zum Lake Maligne auf einer ca. 45 km langen Serpentinenstraße am Lake Medicine vorbei. Weite Teile des hinteren Parks durch den wir gefahren sind wurden 2015 durch einen verherrenden Waldbrand zerstört. Am richtigen See angekommen standen wir sozusagen am Ende einer Sackgasse. Alles war geschlossen, der See war zu gefroren und die Wanderwege durch eine ein Meter dicke Schneeschicht nur mit geeigneter Ausrüstung zu begehen.

Nach einer Übernachtung mitten im Nirgendwo sind wir am nächsten Tag zum nahe gelegenen Maligne Canyon gefahren um dort den Trail zu wandern. Leider waren wir dieses mal etwas zu spät um in dem Canyon mit ausgeliehenem Equipment die eingefrorenen Wasserfälle zu besteigen, allerdings waren wir vor der Hauptsaison unterwegs und somit meistens Mutterseelen alleine auf den Wegen. Nachmittags in der Sonne war es dann auch endlich mal angenehm genug nur mit dem T Shirt draußen zu sitzen und die Ruhe zu genießen. Am Abend machten wir uns dann auf in die einzige Stadt des Parks. Jasper. Eine kleine 1000 Seelen Gemeinde die uns von Anfang an sympathisch war. Wir suchten uns ein stilles Plätzchen etwas außerhalb in den Bergen am nahegelegene Lake Pyramide, wo wir auch die nächsten paar Nächte blieben. Am nächsten Tag haben wir uns im Infocenter ein wenig erkundigt und uns Kartenmaterial der umliegenden Wanderwege besorgt. Tag Drei im Park war mit einem Wunderschönen Rundweg ausgefüllt durch Wälder, an Flüssen entlang und manch ordentlichen Steigungen rauf. Am vierten Tag haben wir uns dazu entschieden den, sozusagen Hausberg Mount Whistlers zu besteigen. Kurze Info: liebe Mamas, es wäre besser, ihr lest beim nächsten Absatz weiter. Aaaalso. Mamas weg? Gut. Theoretisch ist der Trail an sich nichts besonders. 7,1 km Aufstieg mit Panorama Aussicht auf die umliegenden Berge heißt es in der Karte, die wir aus dem Tourismus Center haben. Allerdings wird da wohl davon die Rede sein wenn Hauptsaison ist. Beziehungsweise kein Schnee mehr liegt, die Wege zu erkennen sind und keine Lawinengefahr mehr herrscht. ;) Klingt schon mal gut, oder? Auf jeden Fall sind wir total motiviert losgegangen. Mit dabei eine gute Brotzeit, genügend Wasser und das Bärenspray immer am Gürtel befestigt. Nach circa einer Stunde wurde es dann schon deutlich ungemütlicher auf der Wanderung. Der Schnee machte das vorankommen doch etwas schwerer. Sari hatte so einige Probleme mit ihre Schuhe auf dem doch immer mehr vereisten Boden halt zu finden. Meine Schuhe der Marke Haix, Edition Wüste für den deutschen Bundeswehr Soldaten in Südlicheren Einsatzregionen machten das ganze auch nicht gerade besser. Nach einer weiteren Stunde war das meiste Eis überwunden. Jetzt war es Schnee. Man muss sich das so vorstellen. Alles weiß rundum. Idyllisch. Ein gut erkennbarer Wanderweg vor uns. Anscheinend von jemanden präpariert um den Weg zum Gipfel gut zu finden. In dieser Spur war allerdings nur eine ca. 15 bis 20 cm breite Spur die unser Gewicht trug. Einmal zu weit links oder rechts und man ist schon mindestens bis zum Knie im Schnee gewesen. Nach drei Stunden Aufstieg war die Schneetiefe dann auf ungefähr die Hüfte gestiegen. Wir haben uns zu diesem Zeitpunkt schon dazu entschieden den Weg definitiv nicht mehr hinunter zu gehen sondern mit der Gondel zu fahren. Unsere Hosen waren mittlerweile auch schon durchnässt. Nach der zweiten kurzen Pause gings dann weiter. Nach ungefähr 4 Stunden Aufstieg, 3 davon im Schnee mussten wir den Aufstieg dann doch abbrechen. Wir hatten den Weg komplett verloren. Die Schneehöhe stieg auf über die Hüfte und teilweise ging es richtig steil runter. Aber die Aussicht war wirklich wunderschön. Der Gipfel war zwar zum Teil schon zu sehen aber uns trennte doch noch ein gewaltiges Stück von ihm mit einigen offenen Stellen dazwischen. Wir haben uns also dazu entschlossen, viel zu spät, um zu kehren. Berg ab war das ganze dann wirklich auch kein Spaß mehr. Dadurch dass es so ein sonniger warmer Tag war, ist der Schnee geschmolzen und wir sind beide bei fast jedem Schritt bis zur Hüfte eingebrochen und haben auch des öffteren den Boden geküsst. Nach drei Stunden abstieg. Unzähligen Einbrüchen und Stürzen. Drei Lawinen. Zwei Bärenattacken und 4 Kreislaufzusammenbrüchen haben wir endlich wieder unser geliebtes Auto erreicht. Unser Save house. Das mit den Lawinen, Bären und Zusammenbrüchen stimmt natürlich nicht. XD Auf jeden Fall war es ein sehr spannender Tag, gut für unsere Fitness und wir haben gelernt, dass wandern im Schnee ohne Schneeschuhe wirklich keinen Spaß macht. Am Abend haben wir uns ein paar Bierchen an unserem wunderschönen See gegönnt und uns am Leben erfreut.

 

Wir blieben noch zwei Tage in Jasper, danach machten wir uns auf Richtung Süden nach Banff. Immer entlang des Highway 93, der die beiden National Parks miteinander verbindet. Der Icefield Parkway wird als eine der most scenic streets of the world, bezeichnet. Und es war wirklich ein Spektakel.

233 km lang durch scheinbar wilde Natur. Lediglich vereinzelte Parkbuchten unzählige Berge über 3500 m und zwei Gletscher. Wer auf dieser Strecke keinen Bären oder gar einen Elch entdeckt hat wirklich sehr viel Pech. Naja. Wir hatten dann wohl Pech. Trotzdem war es eine einmalige Strecke.

In Banff, beziehungsweise am Lake Louise angekommen waren wir doch wieder sehr negativ überrascht. Schneehöhe von mindestens ein Meter und Temperaturen unter 5 Grad machten uns die Entscheidung leicht, zu sagen, dass wir uns wieder ganz schnell auf den Weg machen. Wir entschlossen uns dazu die Reise fort zu setzen und fuhren zu unserem vorerst letzten und westlichsten Ziel. Vancouver. Voller Vorfreude waren wir zwei Tage gemütlich auf der Straße unterwegs und schmiedeten schon verschiedenste Pläne was wir so alles sehen, erleben und unternehmen wollen. Eventuell auch ein wenig arbeiten um die Reisekasse wieder auf zu füllen. Doch meistens kommt doch alles anders als gedacht. Durch Max, einem Freund aus Straubing, der zufälliger weise das selbe wie wir macht kannten wir einen guten Platz an dem man mit seinem Camper stehen bleiben kann ohne einen Strafzettel zu bekommen, oder sogar abgeschleppt wird. Wir waren allerdings von dem Verkehr den Massen an Menschen und dem Trubel total überfordert. Somit waren wir am ersten Abend nicht gerade begeistert von unserer neuen Wahlheimat. Wir gaben ihr am nächsten Tag bei einer ausführlichen Stadtbesichtigung nochmal die Chance uns einer anderen Meinung zu überzeugen. Es ist wirklich eine schöne Stadt. Der Atlantik im Westen, die Berge im Norden. Multikulti, vorallem sehr asiatisch, was uns beiden auch sehr gefällt. Dennoch waren wir nicht überzeugt hier zu bleiben und uns vorerst mal nieder zu lassen. Vielleicht lag es daran, dass wir zuvor mehrere Tage in einer solch schönen Natur verbrachten dass uns eine Großstadt jetzt einfach zu viel ist. Macht ja nichts. Die Stadt steht bestimmt noch länger und außerdem haben wir im September nochmals Zeit uns dort auf zu halten wenn meine Eltern zu Besuch sind. In einer Wohnung mitten im Zentrum. Mit Bad und Toilette!!! Wunderbar.

Zurück zum Jetzt. Kurz gesagt. Nach kurzem Beratschlagen waren wir uns einig, dass wir mittels Fähre auf die viel umworbene Insel Vancouver Island übersetzen und unsere Tour Richtung Westen fortsetzen. Da wir recht spät ankamen und uns erst mal einen groben Überblick verschaffen mussten verbrachten wir unsere erste Nacht nochmals auf einem Walmart Parkplatz. Am zweiten Tag ging es aber weiter in Richtung Westen. Ucluelet sollte unser Ziel heißen. Es war einfach perfekt. Ein kleines gemütliches Dorf mit nicht mehr als 2000 Einwohnern. Eine Hauptstraße, einige Geschäfte, ein Hafen und ein Campingplatz, an dem wir erst mal eine Nacht blieben. Nach einiger Zeit ist es wirklich ein Luxus, wenn man saubere Sanitäre Einrichtungen Tag und Nacht nutzen kann. Und das taten wir auch. XD Weil es so schön war haben wir uns dazu entschlossen gleich mehrere Tage dort zu verbringen. Kleine Wanderungen und Ausflüge füllten unsere Tage aus und am Abend konnten wir die Ruhe (ab und an hörte man die Seelöwen schreien) und das Feuer genießen.

13000 Kilometer waren geschafft. Ganz Kanada durchquert und bestimmt nicht einmal annähernd ein Prozent dessen gesehen und erlebt was dieses großartige Land mit seiner faszinierenden Natur und liebevollen Menschen zu bieten hat. Dennoch waren wir doch auch sehr Stolz auf uns.
Weil wir im Juni, Juli und September Besuch bekommen und diese Monate unsere Kasse doch etwas mehr beanspruchen werden ist es wohl an der Zeit, die Arbeitserlaubnis zu nutzen. Gesagt getan. Sari kontaktierte einen Chefkoch eines Hotels, die einige Stellen in der Küche offen haben, darunter eine als Tellerwäscher und eine als Küchenhilfe. Als wir am Tag nach unserer quasi Bewerbung eine Zusage bekommen haben machten wir uns unmittelbar auf den Weg. Momentan befinden wir uns im Okanagan Valley nahe Kelowna im Resort und Spa Hotel Sparkling Hill. Wir haben eine gemütliche Unterkunft nahe dem Hotel mit eigenem Bad und kleiner Küche. WIFI und dem großen TV Packet. XD Was bei den momentan laufenden Stanley Cup Playoffs genau richtig ist nach einem anstrengenden Tag in der Küche ist.

Jetzt heißt es erst einmal sich wieder an die Arbeit gewöhnen, täglich zu duschen und sich auf Hawaii zu freuen.

Grüße von dem Dishwasher Pit Sara und Prep Cook Chris.